Rezension "Schattenjäger"

von Rock Times

Ihr Vorgängeralbum Totensonntag hat mich damals wirklich begeistert und den Rang eines 'Tipps' eingenommen. Umso größer meine Vorfreude auf das neue Album "Schattenjäger", dem ein Besetzungsringelpietz vorangegangen war. Der 'Prophet' Pat Houdt verlässt die Band und macht den Platz am Schlagzeug frei für 'Kæptän Køhler', der seinerseits den E-Bass an Mathis übergibt. Neu dazu kommt Profisängerin Binia, die ihrerseits das Mikro von Mathis übernimmt. O.K., natürlich verändert so ein markanter Tausch das Klanggefüge ganz erheblich, aber das muss ja nicht unbedingt nachteilig sein. Beschwingt und mit schöner Dynamik beginnt der relativ lange, instrumentale Anfang von "Traumjäger". Der einsetzende Gesang macht mich skeptisch, ein bisschen plärrend klingt Binia und ihre Gesangsparts wirken recht eintönig. Der Eindruck wird zum Teil noch von den Flöten und Streichern abgemildert, die Bewegung in das Lied bringen. Bei "Tor im Eis" sind es die instrumentalen Parts, die mir wirklich gefallen. Auch wenn die Abstimmung von Schlagzeug und Gesang durchaus gekonnt ist, die Kombination von Trommeln und Flöten bringt deutlich mehr Pep rüber. "Letzter Akt", eine Nummer über Romeo und Julia, ist nach einem ähnlichen Schema gestrickt. Das gothic-angehauchte Strickmuster, das sich über weite Teile des Albums erstreckt, ist ein schleppender Gesang, mit Drums, E-Gitarre und Bass unterlegt. Dazwischen dann wirklich klasse Geigen- und Flötenparts, die es aber nicht wirklich wieder rausreißen können. Der Grundtenor ist in meinen Ohren der sehr dominante Gesang, der ganz stark Geschmackssache ist. Mir persönlich liegt er nicht, zu dramatisch und langatmig finde ich ihn. Dabei ist es weniger die Stimme selbst, die mir nicht so recht gefallen will, sondern die Omnipräsenz – weniger wäre mehr gewesen. Das, was ich von Cumulo Nimbus vom "Totensonntag" positiv in Erinnerung habe, ist auf der neuen Scheibe weitgehend verloren gegangen. Oder sollte ich mich täuschen und das Vorgängeralbum falsch in Erinnerung haben? Obwohl es bei mir im Auto regelmäßig immer wieder läuft, greife ich ins Regal, respektive Handschuhfach und höre mir die Vorgängerscheibe nochmals ganz bewusst an, denn irgendwie hatte ich da wesentlich mehr Schmackes im Gedächtnis. Erleichterung macht sich breit, mein Erinnerungsvermögen hat mich nicht getäuscht. Da wo der Schattenjäger relativ beliebig dahinplätschert, war beim Vorgänger wirklich noch Wucht und Vielfalt dahinter. Die Songs auf "Totensonntag" sind sehr stark variiert und individuell – beim "Schattenjäger" habe ich Schwierigkeiten damit, sie auseinander zu halten. Ganz sicher wird auch diese Scheibe ihre Anhänger finden, wer dramatische Frauengesänge liebt, der sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Ich selbst halte mich lieber an das Vorgängeralbum und warte mit Spannung, ob es vielleicht einen Nachfolger geben wird, der – durchaus auch mit weiblichem Gesang – die Stärken der Gewitterwolken wieder in den Vordergrund stellt.

Sabine Feickert